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Grenzen bei Kindern: So bleibst du liebevoll, aber bestimmt

Wenn Eltern Kindern Grenzen setzen wollen, stoßen sie selbst oft an ihre Grenzen. Denn wenn das Kind auch nach der x-ten liebevollen Aufforderung nicht kooperiert, ist Schimpfen für viele Eltern der letzte Ausweg, um sich Gehör zu verschaffen. 

Aber das muss nicht sein! Zum Glück ist es gar nicht so schwierig, klare Grenzen bei Kindern zu setzen, ohne zu schimpfen. In diesem Artikel zeige ich dir die 3 Schritte, wie du genau das schaffst. 

Bist du bereit? Na dann, los geht’s!

Warum sind Grenzen wichtig für Kinder? 

Grenzen sind wichtig für Kinder, weil sie Schutz und Sicherheit bieten. Für Kinder ist die Welt soo groß und unübersichtlich. Ganz alleine würden sie nicht zurechtkommen. Deshalb brauchen sie Orientierung und Führung in Form von Grenzen. 

Jedoch geht es nicht darum, das Kind zu begrenzen, etwa wie mit einem Zaun rundherum. Sondern es geht vielmehr darum, deine eigenen persönlichen Grenzen wahrzunehmen und diese freundlich, aber bestimmt auszudrücken.

Viele Eltern haben jedoch verlernt, die eigenen Grenzen zu spüren. Deshalb fällt es ihnen sehr schwer, diese Grenzen zu bemerken. Aber keine Sorge: Wie du sie wiederfinden kannst, verrate ich dir gleich. 

Wenn wir von Grenzen bei Kindern reden, ist vor allem wichtig, dass du folgendes verstehst: 

Dein Kind braucht keine generellen Grenzen, sondern es braucht dich und deinen Kontakt. 
Denn wenn du deine persönliche Grenze ausdrückst, zeigst du dich deinem Kind. Du drückst damit aus: “Hier bin ich, so bin ich, das ist mir wichtig, dafür stehe ich ein.”

Durch dieses Öffnen von dir selbst kann dein Kind viel leichter diese Grenze respektieren. Um die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen, solltest du ein paar grundlegende Dinge beachten: 

Grenzen sind nicht gleich Grenzen

Deine persönliche Grenze ist wichtig für dein Kind, denn daran kann es sich orientieren. Allerdings funktioniert das nur, wenn du die folgenden Dinge berücksichtigst, wenn du deine persönlichen Grenzen setzt: 

  • Persönliche Grenzen sind ohne Gewalt und beinhalten keine Drohung
  • Sind positiv und lösungsorientiert formuliert: Statt “Du darfst nicht mit deinem Bruder streiten!” lieber “Ich möchte, dass ihr eine Lösung findet, euch wieder zu vertragen, ich helfe euch dabei…”
  • Sie sind nicht willkürlich sondern haben einen konkreten Grund (der gerne ausformuliert werden darf, z.B.: “…weil es mir wichtig ist, dass wir alle friedvoll zusammenleben.”

So weit, so gut. Aber hast du dir eigentlich schon mal Gedanken gemacht, warum Kinder Grenzen überhaupt austesten? 

Warum testen Kinder Grenzen aus? 

Kinder testen unbewusst Grenzen aus, denn sie sind von Natur aus neugierig. Gerade unbekannte oder verbotene Dinge sind da natürlich umso spannender das gilt auch für uns Erwachsene. Im Laufe seiner Entwicklung steigt zudem das Autonomiebedürfnis deines Kindes. Es wird sich seiner Selbst bewusst, will seinen Willen durchsetzen und auf eigene Faust Erfahrungen machen. Und das ist auch gut so! Denn sonst könnte es im Erwachsenenalter nicht auf eigenen Beinen stehen. 

Natürlich kommt es da ab und an zu Tränen oder Wutanfällen bei Kindern. Das ist ganz normal, und sollte auch nicht unterdrückt werden. Dazu später mehr.

Schauen wir uns also als nächstes an, wie die konkrete Vorgehensweise ist, um Grenzen zu setzen die dein Kind auch respektiert:  

Mein Kind akzeptiert keine Grenzen: 3 Schritte um wirksam Grenzen bei Kindern zu setzen

Wenn du deinem Kind liebevoll, aber bestimmt Grenzen setzen willst, kommt es vor allem auf 3 Dinge an: 

  1. Welche Grenze du setzt
  2. Wie du sie setzt (klar, durchziehen, Körperkontakt, liebevoll)
  3. Und wie du die Gefühle deines Kindes begleitest (beim Kind bleiben)

Lass mich das genauer erklären: 

1. Setze Grenzen authentisch

Wenn du deinem Kind eine Grenze setzt, musst du auch 100%-ig dahinterstehen. Sonst wirst du schnell einknicken, wenn dein Kind gegen die Grenze rebelliert. Oder noch schlimmer: Du verstößt selbst ständig gegen deine Grenze! Kinder sind erstaunliche Meister darin, Schwachstellen in deinem eigenen Verhalten zu entdecken. Tatsächlich lernen sie zu 80% von deinem Verhalten und nur zu 20% von deinen Worten.

Um deinem Kind Grenzen authentisch zu setzen, musst du dir deshalb zuallererst klar werden, was dir wirklich wichtig ist. Identifiziere deine persönlichen Grenzen, indem du dir folgende Fragen stellst: 

  • Was kann ich tolerieren, und was nicht und warum?
  • Was ist ein echtes No-Go für mich und warum? 
  • Worüber kann ich hinwegsehen?

Tipp: Sammle all deine Gedanken auf einem Blatt Papier. Sortiere sie anschließend nach Wichtigkeit und notiere deine 5 wichtigsten persönlichen Grenzen auf einem extra Blatt oder deinem Handy. Der Sinn dahinter ist folgender: Je klarer du deine Grenzen selbst im Kopf hast, desto klarer wirst du sie automatisch deinem Kind vermitteln können. 

Und das bringt uns gleich zu Schritt 2: 

2. Kommuniziere Grenzen bestimmt

Nichts ist schwerer, als einem weinenden Kind einen Wunsch abzuschlagen. An dieser Stelle wird es dir umso leichter fallen, bestimmt zu bleiben, je mehr Klarheit du dir in Schritt 1 über deine Grenzen und deine Warum’s verschafft hast. Denn auch, wenn es fies klingt: Je höher DEIN Schmerz ist, wenn dein Kind deine Grenze überschreitet, desto leichter wird es dir fallen, dich vom Schmerz deines Kindes zu distanzieren, klar zu bleiben und für deine Grenze einzustehen.  

Zudem ist es wichtig, dass du dein Kind mit deinen Worten auch erreichst. Dabei hilft es…

  • mit deinem Kind aus der Nähe zu sprechen (nicht etwa aus einem anderen Raum)
  • Blickkontakt aufzubauen
  • dein Kind zu berühren
  • sachlich zu sprechen und selbst ruhig zu bleiben
  • einfache Worte und kurze Sätze zu verwenden

In kritischen Situationen kannst du auch die “Stopp-Hand” einsetzen: Strecke dazu die flache Hand vor dir aus, begleitet von einem deutlichen “Stopp”. So signalisiert du deinem Kind, dass du es wirklich ernst meinst.

Aber was, wenn dein Kind jetzt die große Wut bekommt…? Das verrate ich dir jetzt: 

3. Begleite Gefühle liebevoll

Die meisten Eltern knicken bei ihren Grenzen immer wieder ein, weil sie einen Wutausbruch oder dicke Tränen vermeiden wollen. Aber das ist genau die falsche Herangehensweise.

Denn nur durch diese Erfahrung kann dein Kind lernen, dass die Grenze eben eine Grenze ist, die nicht diskutiert wird. 

Auf keinen Fall aber solltest du dein Kind einfach schreien lassen! Stattdessen geht es hier um die richtige Gefühlsbegleitung. Das bedeutet, dass du Verständnis für die Gefühle deines Kindes zeigst und es unterstützt, dieses Gefühl so gut wie möglich zu verarbeiten. Gleichzeitig bleibst du aber deinem Wort treu, aber erklärst, warum diese Grenze so wichtig für dich ist. Sei dir bewusst, dass dein Kind frustriert ist, wenn es deine Grenze spürt. Das ist völlig normal und ist auch gut so. Jedem geht es so, wenn er ein “Stopp – hier geht es nicht weiter” am eigenen Leib erfährt. Verurteile dein Kind nicht für seinen Frust, sondern helfe ihm, den Frust zu verarbeiten. 

Das Ganze könnte zum Beispiel so ablaufen: 

Grenzen setzen bei Kindern: Beispiel

Du (auf dem Spielplatz): “Komm, wir müssen jetzt los.”

Kind: “Aber ich will noch weiterspielen! Bitte, bitte Mama, biiiitteeeeeee!”

Du: “Nein, ich möchte dass wir jetzt gehen. Es ist mir wichtig, dass wir pünktlich Mittagessen.”

Dein Kind bekommt einen Wutanfall. 

Du: “Ohh, ich sehe wie gerne du noch weiterspielen möchtest. Ich weiß, das hier ist dein Lieblingsspielplatz. Gleichzeitig bleibt es dabei…wir gehen jetzt los. Komm her, ich nehm dich in den Arm, ich weiß wie schwer das für dich ist. Oh, das magst du nicht? Dann stampfen wir zusammen ganz fest die Wut in den Boden! Du darfst wütend sein, es ist okay, die Gefühle gehen wieder vorbei.” 

Eine ganz genaue Anleitung, wie du Wutanfälle bei Kindern liebevoll begleitest, habe ich hier für dich beschrieben: 

Wutanfälle beim Kind schimpffrei begleiten (Anleitung & Tipps)

So. Jetzt habe ich meine 3-Schritte-Vorgehensweise mit dir geteilt, mit der du bestimmt aber liebevoll Grenzen bei Kindern setzen kannst.

An dieser Stelle noch ein kleiner Tipp von mir: Erwarte nicht, dass sofort alles klappt. Das sorgt nur für Überforderung und Frust. Beginne stattdessen einfach damit, den einen oder anderen Tipp im Alltag anzuwenden. Du wirst sehen, der Rest kommt fast von selbst ;). 

Und jetzt bleibt nichts mehr, als dir ein gutes Gelingen bei der Umsetzung zu wünschen. In diesem Sinne: Viel Erfolg!

Autorin: Birgit Gattringer von starkekids.com

Kindern Grenzen setzen

2 Kommentare zu „Grenzen bei Kindern: So bleibst du liebevoll, aber bestimmt“

  1. Schön wäre auch mal ein folgender Beitrag. Herausforderndes Verhalten von Kinder in einer Kindergartengruppe.
    Gruppenphasen und Gruppen-Rollenverhalten – wie begegnet man richtig auf eine immer wiederkehrendes Fehlverhalten eines Kindes in der Gruppe z.B. ein Kind führt sich während der Jause immer wieder aus Gruppenclown auf, um die Aufmerksamkeit der Gruppe zu bekommen. (Welche Maßnahmen oder Handlungsweise wird von einem Erzieher in dieser Situation gefordert. Natürlich haben wir in der Ausbildung viel gelernt, trotzdem ist es immer wieder gut, mal zu hören was draußen in der Praxis da alles unternommen wird um die Gruppe und das Kind zu leiten/führen.)
    Gruppenzwang, Gruppenleader, Mitläufer, ausführender Anhänger. Heute sind Kinder sehr früh von Peer-Gruppen-Ansprüchen ausgesetzt.
    Leider kommt sehr viel Vorbildverhalten von Medienfiguren (Star Wars), die ein bestimmtes Rollenverhalten schon sehr früh bestimmen.
    Eltern erfahren sehr spät, welche Rolle ihre Kinder bereits in Gruppen aufzeigt, weil das Kind zu Hause die Gruppe ja nicht hat (Rollenverhalten im Außen leben).
    Erzieher erkennen zwar dieses Verhalten – aber immer wieder wäre man über eine Fortbildung oder einfach mal Sichtweise von Außenstehenden als Reflektion dankbar. Danke für eine kleinen Input.

    1. Liebe Rosmarie, vielen Dank für dein Kommentar. Ja die Gruppendynamik ist wirklich ein spannendes Thema. Wichtig ist zu wissen, dass Kinder Orientierung und eine liebevolle Führung brauchen. Wenn ein Kind „auffälliges“ Verhalten zeigt, ist das meist ein Anzeichen dafür, dass er mehr an Bindung und Führung braucht. Ich weiß, dass ist oft schwierig. Dennoch kann ein Kind nur aus einer starken Bindung heraus kooperieren und dann auch in der Gruppe sein. Je mehr trennungsbasierte Maßnahmen dieses Kind erfährt, desto auffälliger wird sein Verhalten. Je mehr du das Kind an deine Seite nimmst, viel Bindungsarbeit mit ihm macht, desto leichter ist es zu führen. Bindungsarbeit bedeutet im Kindergartenkontext folgendes:
      – Ordentliches, freudiges Begrüßen
      – Vermitteln, dass das Kind willkommen ist
      – Gleichheiten suchen – zB selbe Farbe des Tshirts betonen, etc.
      – viel Augenkontakt
      – bewusstes Anlächeln
      – freundliches Zunicken
      – Zugehörigkeitsgefühl schenken – vermitteln wir sind eine starke, tolle Gruppe, wir halten zusammen
      – Berührungen an Schulter, Rücken

      Ich hoffe, das hilft dir bereits ein wenig weiter. Bei weiteren Fragen schau gerne auch in meinen Blog https://starkekids.com/blog/ rein
      Alles Liebe, Birgit Gattringer

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