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Interview mit Mona Bekteši – Yoga in der Schule

Mona Bekteši ist Lehrerin an einer weiterführenden Schule in Bremen und ist zudem Yoga- und Kinderyogalehrerin. Sie unterrichtet seit vielen Jahren Yoga für Erwachsene, Jugendliche und Kinder und gibt regionale und überregionale Yogafortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer in vielfältigen Zusammenhängen.

Ihr Wunsch ist es, genau wie meiner, die wohltuende Wirkung von Yoga in den oftmals fordernden Schulalltag möglichst einfach und unkompliziert zu integrieren. Deswegen hat sie das Buch geschrieben: 
YOGA IN DER SCHULE – einfache Übungen für mehr Gelassenheit und Konzentration. 
Es ist im Juni 2020 im Meyer und Meyer Verlag erschienen. 

Sabine: Warum ist es dringend notwendig Yoga in der Schule anzubieten?

Mona: In der Schule sind Inseln der Ruhe und Rekreation immer wichtiger. Yoga kann sie durch einfachste Übungen schaffen. In der Schule begegnen Kinder und Jugendliche vielen Herausforderungen und Drucksituationen. Beim Yoga hingegen entspannen sie und lernen sich und ihren Körper besser kennen. Eigene Gefühle werden bewusst wahrgenommen und die eigenen Grenzen besser akzeptiert. Yoga ist also ein möglicher Ausgleich zum Schulalltag.

Sabine: Wie genau lässt sich Yoga in der Schule umsetzen und wie viel Zeit sollte man deiner Meinung nach dafür investieren?

Mona: Es gibt viele Möglichkeiten, Yoga in der Schule zu realisieren: im ganz
normalen Klassenzimmer, im Ruheraum, natürlich in der
Sporthalle oder auf dem Pausenhof, sogar wenn man in der Mensa Schlange steht. Im Klassenraum lassen sich einfache Übungen im Stand oder im Sitzen praktizieren. Dafür reicht meiner Meinung nach auch ein 2 Minuten Set am Anfang des Unterrichts, um sich zu fokussieren: Ich übe dafür gerne den Baum, auch als Partnerübung, was den meisten Schülern viel Spaß macht. Oft stelle ich einen Zyklus Holzfälleratmung voran, um Spannungen abzulassen. Danach gehen wir dann gemeinsam guten Mutes ans Werk.

Vor Klassenarbeiten üben wir gemeinsam die tiefe yogische Atmung mit dem Fokus auf einer langen Ausatmung, um den Parasympathikus anzuregen. Dann eine Runde Katze Kuh im Sitzen, um den Rücken zu entspannen. Danach man fühlt sich gleich viel besser.

Ich biete auch eine Yogapause von 15 Minuten in der Mittagspause an. Gerade weil die Schulen mehr und mehr zu Ganztagsschulen werden, ist das eine gute Möglichkeit gemeinsam zu pausieren, sich zu bewegen und eine gute Zeit zu haben. Und natürlich gibt es während der Projektwoche das Thema „Yoga macht Schule“, das immer gut angewählt wird. Im Sommer ist es dann besonders schön draußen auf der Wiese zu üben.

Sabine: Viele LehrerInnen scheuen sich davor, Neues in der Klasse umzusetzen. Welche Tipps hast du für LehrerInnen, die nichts mit Yoga zu tun haben?

Mona: Vorweg ist zu sagen, dass Yoga relativ leicht zu erlernen ist, sodass man schnell Erfolgserlebnisse hat. Ich empfehle mit ganz einfachen Übungen zu starten. In meinem Buch „Yoga in der Schule“, das ich auch für Menschen verfasst habe, die keine Erfahrung mit Yoga haben, finden sich viele einfach umsetzbare Übungen. Man braucht auch keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Es geht ja nicht um Perfektionismus, sondern darum, den Schülern Momente der Bewegung und Besinnung zu ermöglichen, zu erleben,

dass ihre Zeit nicht ständig mit einer Ablenkung angefüllt sein muss. Meine Erfahrung bei Lehrerfortbildungen ist, dass auch die Lehrer selbst viel von den Körper- und Atemübungen zehren können. Meist wissen sie außerdem genau, wie sie ihre Schüler erreichen und finden oft die richtigen Worte. Damit wird das erste eigene kurze Yogaset in der Klasse fast automatisch zum Erfolg, sodass alle mit mehr Gelassenheit und Konzentration zurück in den Schulalltag finden. Auf meiner Homepage www.Yoga-in-der-schule.de finden sich Termine für Fortbildungen.

Sabine: Welches Feedback bekommst du von deinen SchülerInnen, mit denen du schon länger Yoga in der Schule machst?

Mona: Meine Schüler sind dankbar für die Momente von Gelassenheit und Ruhe, die wir gemeinsam durch die Yogazeit erleben. Die schönste Rückmeldung ist der gelassene und gleichzeitige gelöste Ausdruck in ihren Gesichtern während und nach dem Yoga. Manchmal fordern sie sogar selbst Yogamomente ein. Viele haben mir schon mitgeteilt, dass sie das „Notfallset“ Doppelt so lange ausatmen wie einatmen oft schon selbst praktiziert haben. Sie reifen durch die Möglichkeit, selbständig und aktiv für die eigene Ruhe zu sorgen. Ich werde nie vergessen, wie die Schüler, nachdem wir einen Suizid an der Schule hatten und davon erfuhren, um eine Yogapause baten.

Sabine: Wie gehst du mit SchülerInnen um, die das Ganze nicht so "cool" finden?

Mona: Meine Yogaphasen im Unterricht sind grundsätzlich freiwillig. Wenn jemand partout nicht mitmachen will, zwinge ich auch niemanden dazu. Ich animiere aber auf jeden Fall alle dazu, Yoga erst einmal auszuprobieren, bevor man es ablehnt. Meiner Erfahrung nach lassen sich mit dieser Freiheit die meisten dafür gewinnen und wenn jemand einmal einen schlechten Tag hat, ist es für mich in Ordnung, wenn er nicht mitmacht. Das kommt zum Glück nicht wirklich oft vor, Ich habe den Eindruck, dass sich meine Schüler auf die Yogamomente freuen. Im übrigen ist Yoga aber auch kein Selbstzweck oder eine Unterrichtsstunde mit verbindlichem Inhalt. Zum Yoga zu finden kann nicht verordnet werden – so könnte es eher zerstört werden. Yoga muss als ein Freiheitsgrad erlebt werden, damit es Körper und Geist zusammenführen und in Resonanz bringen kann. Die jungen Menschen spüren, dass sie hier ihren Zugang selbst finden dürfen. Meist gelingt das atmosphärisch, nicht auf Druck. 

Sabine: Was sind deine abschließenden Worte?

Mona: Lasst uns gemeinsam versuchen, Kinder und Jugendliche auch in turbulenten Zeiten mithilfe von Asanas und Pranayama zur Ruhe und gleichzeitig in Bewegung zu bringen. Und lasst uns dabei auch den Spaß, den wir gemeinsam haben, nicht vergessen. Jeder so, wie er ist und wie er mag. Das wichtigste aber ist mir, dass wir unseren Schüler vermitteln: Nimm dich an, so wie du bist und versuche, die beste Version deiner selbst zu sein.

Mona Bekteši, Yogalehrerin (AYA, KAY), Autorin des Buches „Yoga in der Schule“ (Meyer und Meyer Verlag), Lehrerin und Lehrerausbilderin am Landesinstitut für Schule und der Universität Bremen

Homepage: www.yoga-in-der-schule.de

Mona Bekteši bietet zahlreiche Workshops und Buchvorstellungen zum Thema Yoga in der Schule an. Der nächste findet am 11.9.2021 um 14.30 bei Lord Vishnus Couch in Köln statt, ein weiterer am 6.11.2021 von 13-15 Uhr im Yoga Moment in Kiel.

Am 24. und 25.4. 2021 bietet sie im Vinyaloft Bremen eine zweitägige Fortbildung zum Thema Yoga in der Schule an.

Picture of Sabine von Yokids

Sabine von Yokids

Vielen Dank für das nette Interview mit Mona Bekteši. Schaut bei ihr vorbei. Sie ist eine tolle Frau, die die gleiche Vision wie ich verfolgt.

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